Zweites Corona-Jahr: Profistimmen zum Immobilienmarkt
Die Corona-Pandemie hält die Welt seit über einem Jahr in Atem. Kaum ein Bereich, der davon nicht betroffen ist. Auch der Immobilienmarkt stand und steht im Fokus der Aufmerksamkeit – vor allem in München. Wird das das Ende des Preisbooms bedeuten? Ist die Nachfrage eingebrochen?
Wir haben ein paar unserer Experten befragt.
Anisha Huri, Leitung Büro Lehel
Die Nachfrage nach Immobilien ist nach wie vor sehr gut. Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 gab es einen Einbruch hinsichtlich der Nachfrage – nicht des Preises –, der aber nicht lange andauerte. Die Situation war für alle neu; viele Kunden haben sich nicht getraut zu besichtigen und erst einmal abgewartet. Das hat sich aber schnell wieder im Normalbereich eingependelt. Natürlich spürt man noch vereinzelt eine Verunsicherung. Aber im Großen und Ganzen ist die Nachfrage ungebrochen, wie in den Zeiten vor Corona – und eigentlich sogar stärker. Auch von der Verkäufer-Seite rechnet keiner mit Preissenkungen, im Gegenteil. Auch hier setzt sich der bekannte München-Trend fort.
Alexander Mehlstäubl, Immobilienmakler Büro Nymphenburg
Die Gesellschaft befindet sich seit der Pandemie in einer sehr schwierigen, komplexen und unsicheren wirtschaftlichen Lage. Und das spricht eindeutig für eine Wertanlage mit maximaler Sicherheit. Das bedeutet, dass der Markt für Wohnimmobilien als positiv zu beurteilen ist – besonders in Regionen mit einer immer noch starken Wirtschaftskraft. Die Nachfrage ist weiterhin hoch, vor allem in München. Natürlich sollte man aber auch jene Punkte nicht übersehen, die den Kauf erschwert haben: Die Banken verhalten sich restriktiver und preisen viele wirtschaftliche Risiken bereits ein. Kreditvergaben und Finanzierungszusagen hängen mehr als je zuvor von einer sehr guten Bonität und einer spürbar höheren Eigenkapitalquote ab. Ich bin jedoch sehr zuversichtlich, dass wir diese Krise meistern und überwinden können. Der Rückkehr zur Normalität sehen wir mit Freude entgegen!
Jennifer Scheuerer, Immobilienmaklerin Büro Lehel
Die aktuelle Marktsituation in München und die Nachfrage nach Wohnraum sind weiterhin als sehr gut zu bezeichnen. Das Interesse an Immobilien wurde aus meiner Sicht durch Corona bestärkt. Denn während des ersten Lockdowns haben die Menschen das eigene Zuhause neu schätzen gelernt und sich noch intensiver mit der eigenen Wohnsituation auseinandergesetzt. Einige unserer Suchkunden haben zum Beispiel einen Balkon, einen Garten oder ein weiteres Zimmer als Arbeitszimmer in ihr Suchprofil aufgenommen.
Maximilian Deischl, stellv. Leiter Büro Nymphenburg
Ich konnte keinen flächendeckenden Einbruch der Nachfrage feststellen. Allerdings sind die Kapitalanlagen im Privatsegment – also die klassische 50m²-Wohnung zwischen 400.000 Euro und 600.000 Euro etwas zäher in der Vermarktung. Die 1-Zimmerwohnungen betrifft das jedoch nicht.
Christine Stich, Immobilienmaklerin Büro Starnberg
Auch die Corona-Krise tut dem Trend der steigenden Preise im 5-Seenland keinen Abbruch. Durch die nach wie vor günstigen Finanzierungsbedingungen für Käufer und die teils unattraktiv gewordenen alternativen Geldanlagemöglichkeiten hat das Interesse am Eigenheim teils sogar zugelegt. Dies gilt sowohl für den Selbstbezug als auch für die Kapitalanlage. Für hochpreisige Immobilien gab es bisher keinen Einschnitt. `Lage, Lage, Lage´ ist nach wie vor entscheidend und sehr gefragt. Da das Angebot nicht groß ist, steigen hier die Preise nach wie vor. Viele `Stadtmenschen´ beginnen, sich über ihren Lebensmittelpunkt Gedanken zu machen. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 haben viele erkannt, dass die direkte Nähe zum Arbeitsplatz nicht mehr an erster Stelle steht. In Zeiten von Homeoffice sind ein Arbeitszimmer, ein Balkon, eine Terrasse oder ein kleiner Garten in den Vordergrund gerückt. Dies erhöht die Nachfrage nach Immobilien gerade auch in unserem ländlichen Bereich, wo die Preise noch etwas moderater sind.
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Die Suchanfragen nach Kaufimmobilien sind im Verhältnis zu den tatsächlich stattgefunden Besichtigungsterminen stark gewachsen. Obwohl viele Menschen durch die Corona-Situation genauere Vorstellungen von dem eigenen Zuhause erhalten haben, zeigt sich in dieser Entwicklung, dass die Anfragen insgesamt weniger konkret sind. Hintergrund: Gerade in Krisenzeiten gelten Wohnimmobilien als sichere Geldanlage. Um sich hier erst mal einen Überblick über die Angebotslage zu verschaffen, geben Interessenten zunächst ein etwas breiteres Suchprofil an.