Zahl der Baugenehmigungen: in Deutschland gestiegen, in München gesunken
2019 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 360.600 Wohnungen in Deutschland genehmigt – die meisten in Mehrfamilienhäusern. Das ist ein Plus von 4%. Damit wurden so viele Baugenehmigungen erteilt wie seit 2016 nicht mehr. Zum Jahresende 2019 habe es eine Reihe von größeren Bauprojekten gegeben, was die Zahlen nach oben klettern ließ. Eine genaue Ursache lasse sich aber nicht ausmachen, so die Statistiker, die ihren Bericht Mitte März vorstellten. 2018 waren die Genehmigungen noch leicht um 0,2% gesunken. Mit der Bewilligung ist allerdings noch lange kein Wohnraum entstanden. So wurden zum Beispiel 2018 deutschlandweit rund 693.000 Wohnungen genehmigt, aber nur 285.900 gebaut (die entsprechenden Zahlen für 2019 werden Mitte des Jahres bekannt gegeben). Der Bauüberhang nehme seit Jahren zu. Als einen Grund für den Stau am Bau nannten die Statistiker überlastete Handwerker; diese kämen der Flut von Aufträgen nicht mehr hinterher.
Rückgang der Baugenehmigungen in München
Die angespannte Lage am Bau sieht man auch in München mit Sorge. Teilweise müsse man selbst einfache Vergabeverfahren bis zu dreimal ausschreiben, beklagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk, die im März die Zahlen für die bayerische Landeshauptstadt vorstellte. Während die Zahl der Baugenehmigungen auf ganz Deutschland gesehen im vergangenen Jahr stieg, ist sie in München auf 10.929 zurückgegangen (2018: 12.581; 2017: 13.475). Gebaut wurden davon lediglich 7.121 Wohnungen, während es 2018 noch 8.094 und 2017 sogar noch 8.272 waren. Das von der Stadt selbstgesteckte Ziel von 8.500 fertiggestellten Wohnungen pro Jahr wurde 2019 damit deutlich verfehlt. Dass Merk dennoch vom „dritten Rekordjahr in Folge“ spricht, liegt daran, dass das Planungsreferat den „Vergleich in Fünf-Jahres-Blöcken“ sieht, wie Wohnungsbaumanager Martin Klamt erklärt. Im Zeitraum zwischen 2015 bis 2019 seien 48% mehr Wohnungen genehmigt worden als zwischen 2010 und 2014. Zudem seien, wie Merk betont, 2017 und 2018 zwei Mammutprojekte für die hohen Baugenehmigungszahlen verantwortlich: Freiham Nord und das Areal der ehemaligen Bayernkaserne.
Da die Planung von weiteren Wohnung aufgrund von fehlenden Grundstücken in München zunehmend schwierig ist, setzt Merk ihre Hoffnungen unter anderem auf die vielen großen Parkplatzflächen. Hier wäre langfristig Platz zum Bauen – entweder, indem Flächen für Parkplätze wegfallen würden, oder indem man Wohnungen auf Stelzen plane, wie schon am Dantebad geschehen.
Kritik an mangelnden Bautätigkeiten
Kritik an den aus München gemeldeten Zahlen kommt vom IVD Süd. „Um die Schieflage am Wohnungsmarkt wenigstens etwas zu verbessern, bräuchten wir dringend einige Jahre mit 5-stelligen Fertigstellungen. Und da ist es doppelt bitter, wenn München trotz allem anzuerkennenden Engagements und Einsatz die selbst gesetzte, deutlich zu niedrige 8.500 Wohnungen-Messlatte reißt“, so Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Instituts. „Einen Mangel an Bautätigkeit kann man später nicht mit Mietpreisebremse, -deckel und sonstigen dirigistischen Dingen reparieren“, moniert Kippes.
Merk hingegen rechnet damit, dass die Zahlen in den kommenden Jahren wieder nach oben gehen –auch weil zurzeit sehr viele Wohnungen genehmigt sind, deren Bau noch nicht begonnen hat.
Indes zeigt sich der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa, angesichts der Corona-Krise besorgt. In den deutschlandweit gestiegenen Zahlen der Baugenehmigungen sieht er kein Indiz für die weitere Entwicklung der Baukonjunktur. Denn die aktuelle Situation mache auch vor der Bauwirtschaft nicht halt. So könnten Aufträge und Investitionen zurückgestellt werden und Bauämter könnten wegen des Virus nur noch schwach oder gar nicht mehr besetzt sein. Menschen, die mit plötzlicher Arbeitslosigkeit bedroht seien, würden kein Haus bauen oder Sanierungsarbeiten in Auftrag geben. Wenn Bauarbeiter infiziert seien, könnten ganze Kolonnen unter Quarantäne gestellt werden und Bauunternehmen nicht mehr arbeiten – mit entsprechenden Folgen.
„Umso wichtiger ist es, dass die öffentliche Hand ihre Budgets wie geplant an den Markt bringt und auch die Zahlungen für erbrachte Bauleistungen zügig leistet. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass die in 2019 genehmigten Bauten nach der überstandenen Pandemie realisiert werden“, so der ZDB-Chef.