Die Preisentwicklung am Ammersee
Herrsching
Fast könnte man das als Werbeslogan verwenden: „Herrsching, die Gemeinde mit der längsten Seepromenade Deutschlands.“ Doch der nette Ort am Ostufer des Ammersees hat seit Kurzem ein weiteres Attribut – nämlich die Gemeinde mit dem höchsten Preisanstieg für Wohnbauland. Denn mit durchschnittlich knapp 27 Prozent Steigerung beim Bodenrichtwert zwischen 2016 und 2018 liegt Herrsching etwas mehr als sieben Prozent über dem durchschnittlichen Preisanstieg im gesamten Landkreis.
Einer der Gründe: die Nachfrage aus München. Lange galt das Wohnen am Ammersee – auch Bauernsee genannt – als gute, weil erschwingliche Alternative zum Starnberger See. Diese Zeiten sind passé.
Das derzeit größte Bauprojekt, Lagom an der Rieder Straße, steht kurz vor seiner Fertigstellung. Auf dem knapp 15.000 Quadratmeter großen Gelände, das über zehn Jahre lang eigentlich für ein Seniorenstift festgeschrieben war, sind nun insgesamt 62 Wohneinheiten entstanden, bestehend aus Eigentumswohnungen, Reihenhäusern, Doppelhaushälften und Einfamilienhäusern mit Preisen zwischen 779.000 Euro und 2.399.000 Euro.
Andechs
Statistisch gesehen ist Andechs die günstigste Gemeinde im Landkreis und außerdem die kleinste. Der Siedlungsdruck ist allerdings enorm. Zum Glück wächst auch das Angebot an Wohnraum, denn Andechs wird mehr und mehr verdichtet. Ein Mammutprojekt entsteht auf der rund 30.000 Quadratmeter großen Fläche rund um das Wieninger Schlösschen: Wo einst die Max-Planck-Gesellschaft Schlaf- und Verhaltensforschung betrieb, entstehen nun Wohnungen und Häuser. Aber auch kleinere Bauvorhaben wie zum Beispiel der Neubau von 15 Eigentumswohnungen im Besengaßl sollen dabei helfen, der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
Dießen
Der anerkannte Luftkurort, in dem heute etwas über 11.000 Einwohner leben, hat sich den Charme des einstigen Fischerdorfes bewahrt. Das historisch gewachsene Ortsbild, die malerischen Gassen und zahlreiche um 1900 gebaute Villen machen die größte Gemeinde am Westufer des Ammersees einst wie heute nicht nur zum beliebten Ausflugsziel, sondern auch zum gefragten Wohnort. Die Nachfrage nach Immobilien in solch idyllischer Lage wie in der Künstlerkolonie Dießen mit ihrer idealen Verbindung von Natur, Kultur und bayerischer Tradition hat sich im Zuge der Corona-Krise weiter verstärkt. Allerdings: Das Angebot für Mieter und Käufer ist mehr als knapp. Das größte Bauvorhaben ist derzeit der Wohnpark an der Rotter Straße: In vier Mehrfamilienhäusern werden 25 exklusive Wohneinheiten bis Ende 2023 entstehen; Dießen selbst will auch zu den Eigentümern gehören, um die Wohnungen selbst zu vermieten. Zuletzt hatte die Gemeinde in der Von-Eichendorff-Straße 18 barrierefreie Wohnungen zu sozial verträglichen Mietpreisen gebaut. Realisiert werden aber auch kleinere Bauprojekte wie der Neubau von drei Reihenhäusern im Ortsteil St. Georgen. Durch die hohe Nachfrage sind solche Immobilien jedoch auch wieder schnell verkauft.
Utting
In der drittgrößten Gemeinde am Ammersee ist man stolz auf das ganz besondere Flair, das sich hier zeigt: historische Funde wie die spätkeltische Viereckschanze oder Teile der Römerstraße, die noch deutlich zu erkennen ist, der typisch bäuerliche Charakter der ehemaligen Künstlersiedlung Holzhausen und die Seebühne, auf der Kulturfreunde Inszenierungen von Shakespeare über Kleist bis zu Nestroy in stimmungsvoller Kulisse genießen können. Ist es Selbstgenügsamkeit, dass sich in Utting kein großer Hinweis auf eine eigentlich interessante Persönlichkeit findet? Denn im Grunde könnte man Staat damit machen, dass Bertolt Brecht hier als Bub gerne badete, in der Nähe des hölzernen Sprungturms im Sommer 1928 noch schnell die letzten Szenen des späteren Welterfolges Dreigroschenoper vollendete und 1932 ein Haus Im Gries kaufte, das er aufgrund der Flucht vor den Nationalsozialisten schon bald wieder verlassen musste. Zugegeben: Auch ohne diese Informationen ist der Ort natürlich lebenswert. Wer hier Immobilien sucht, muss nicht so tief in die Tasche greifen wie z.B. in Herrsching an der Ostseite des Ammersees. Dafür ist es auch etwas schwerer, fündig zu werden: Es werden nur wenige Neubauflächen ausgewiesen.
Das Bauvorhaben auf dem Schmucker-Areal steht nach langen Jahren der Abstimmung und Planung nun in den Startlöchern. In den kommenden zwei Jahren sollen auf 12.700 Quadratmetern im Uttinger Zentrum von einem eigens gegründeten Kommunalunternehmen über 80 Wohnungen für mittlere und niedrige Einkommen errichtet werden. Auch auf dem rund 4.800 Quadratmeter großen Menter-Areal an der Achselschwanger Straße geht es weiter. Nach langer Suche hat sich ein Investor aus Schondorf gefunden, der in der als Mischgebiet ausgewiesenen Fläche u.a. acht Doppelhaushälften realisieren wird.
Schondorf
Wie so viele Gemeinden im Landkreis hat sich auch Schondorf von einer einst kleinen Fischer- und Bauern-Siedlung zu einem beliebten Luftkurort mit imposanten Villen entwickelt. Die Fülle an historisch wertvollen und damit denkmalgeschützten Gebäuden ist enorm. Denn als Schondorf Ende des 19. Jahrhunderts an das Bahnnetz angeschlossen wurde, kamen viele Ausflügler in den Ort. Wohlhabende Augsburger fanden es hier so idyllisch, dass sie hier schöne Villen für die Sommerfrische bauen ließen. Heute ist das nicht so ohne Weiteres möglich: Wohnraum ist durch die hohe Nachfrage schon lange knapp, und die Preise steigen kontinuierlich und schnell. Eher langsam hingegen geht es bei der Entwicklung von großen Arealen voran. Auf dem 14.700 Quadratmeter großen Prix-Gelände im Zentrum Schondorfs, das die Kommune 2014 erworben hatte und vier Jahre später an einen Investor verkaufen konnte, entsteht bis 2022 eine neue Siedlung mit insgesamt 75 Wohneinheiten. Lange dauerte es auch, bis das Mehrgenerationen-Wohnprojekt einer Baugemeinschaft losgehen konnte. Jetzt soll auf dem Jaudelschuster-Grundstück ein „Dorf im Dorf“ mit 22 Wohneinheiten entstehen, das Bebauungsplanverfahren läuft.
Inning
Früher eine wichtige Zwischen- und Lagerstation an der Salzstraße von München nach Landsberg – heute ein beliebtes Ausflugsziel. Durch die privilegierte Lage zwischen Ammersee und Wörthsee wird Inning auch die Zwei-Seen-Gemeinde genannt. Mit traumhaftem Bergpanorama vor Augen lässt es sich hier gut leben. Kein Wunder, dass die Einwohnerzahl stetig gestiegen ist: Zwischen 1988 und 2018 wuchs Inning um fast 50 Prozent – der höchste prozentuale Zuwachs im Landkreis Starnberg in diesem Zeitraum. Heute leben rund 4.800 Menschen hier. Und wie fast überall in den besonders hübsch gelegenen Gemeinden zieht es auch den ein oder anderen Prominenten hierher. So hat Schlagerstar Helene Fischer im Sommer 2020 in Inning das Richtfest für ihr neues Haus direkt am See gefeiert. Prominentester Wegzug hingegen war Christoph Gottschalk. Er hatte die Villa Weiß an der Landsberger Straße, die früher einmal seinem Bruder, dem bekannten Moderator Thomas Gottschalk gehörte, Ende 2019 verkauft. Auf dem Grundstück sieht der neue Bebauungsplan nun vier luxuriöse Einfamilienhäuser vor.