Die Preisentwicklung im Landkreis Bad Tölz und Wolfratshausen
Wolfratshausen
Auch wer noch nie in der schönen Flößerstadt Wolfratshausen war, dürfte sie kennen. Zumindest, wenn er regelmäßig die beliebte ARD-Vorabendserie „Hubert und/ohne Staller“ schaut. Denn viele Szenen werden direkt in der Stadt und der Umgebung gedreht. Vor Kurzem jedoch wurde das Gebäude, das in der Serie unter anderem Drehort für das Polizeirevier war, abgerissen – denn auf dem knapp 11.000 Quadratmeter großen Grundstück, dem sogenannten Kraft-Areal, sollen nun über 100 Wohnungen, ein Super- und ein Getränkemarkt sowie eine Bäckerei entstehen. Wohnraum ist auch dringend nötig in einer Stadt, die aufgrund ihrer geografischen Lage bei der Erschließung von neuen Flächen gedeckelt ist. Da Wolfratshausen jedoch gerade wegen dieser Lage zwischen Bergwald und Loisach, aber auch durch das attraktive Ortsbild, die sehr gute Infrastruktur und die Anbindung an München als Wohnort immer beliebter wird, bekommt die Stadt den zunehmenden Siedlungsdruck zu spüren. In den vergangenen Jahren wurde rege gebaut – und schon vor Baubeginn waren durch die hohe Nachfrage schon viele Einheiten verkauft. Schon längst hätte an der Stelle des ehemaligen Isar-Kaufhauses ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen sollen, doch die Bauarbeiten ruhten über ein Jahr aufgrund von rechtlichen Auseinandersetzungen. Im Herbst 2020 stand fest, dass es nun weitergehen kann. Am prinzipiellen Wohnraummangel indes wird das nur wenig ändern.
Eurasburg
Aufgrund von nötig gewordenen Bodenarbeiten musste das Fertigstellungsdatum für die 18 Wohnungen und einen Supermarkt des Bauprojekts „Loisach-Hof“ von 2020 ins Jahr 2021 verschoben werden. Vier der Wohneinheiten hat die Gemeinde im Vorkaufsrecht erworben, die restlichen sind bereits verkauft. Denn auch Eurasburg mit dem wunderschönen Renaissance-Schloss – in dem seit den 1990er-Jahren ganz normale Bürger als Eigentümer oder Mieter wohnen – spürt den Siedlungsdruck. Und Kaufinteressenten merken das an gestiegenen Immobilienpreisen.
Geretsried
Geretsried ist die am stärksten wachsende Kommune im Landkreis. Zahlreiche Unternehmen locken Fachkräfte an und zugleich lebt es sich in der knapp 25.000 Einwohner starken Gemeinde trotz der urbanen Infrastruktur sehr naturnah: Hier befindet sich eine der letzten europäischen Wildflusslandschaften. Östlich des Gemeindegebietes fließt die Isar wild und frei wie zu Urzeiten. Auch wenn es noch keine direkte Anbindung an das Münchner S-Bahn-Netz gibt – das soll hoffentlich im Jahr 2028 der Fall sein –, ist der Zuzug ungebrochen, die Nachfrage nach Wohnraum hoch und die Preise ebenso. Umso wichtiger war die im Oktober 2020 vom Stadtrat endgültig verabschiedete Planung für die Bebauung des ehemaligen Lorenz-Areals zwischen Elbe- und Banater Straße. Auf dem 4,7 Hektar großen Gelände können nun 21 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 770 Wohnungen entstehen – samt Kindertagesstätte, dezentraler Energieversorgung, Mobilitätsstation und Boardinghouse. Wohnraum entsteht jedoch auch im Zuge von Nachverdichtung im Zentrum der Gemeinde. Die „Neue Mitte“, wie das Projekt heißt, beinhaltete auch die Neugestaltung des Karl-Lederer-Platzes und ist weitestgehend fertiggestellt.
Icking
Icking liegt oberhalb der Isar und bietet einen wunderbaren Blick auf das Isar-Loisach-Tal und die Alpen. Und weil auch die Anbindung an die bayerische Landeshauptstadt durch die B11 und S-Bahn gewährleistet ist, zählt Icking zu einem sehr gefragten und teuren Wohnort. Grundsätzlich bevorzugt die Gemeinde die innerörtliche Verdichtung gegenüber der Flächenerweiterung. Im idyllischen Ortsteil Irschenhausen lässt sich das Dilemma zwischen Neugestaltung und Bewahrung, das viele Gemeinden im Großraum München gut kennen, beobachten: Ein Bauprojekt am Neufahrner Weg erhitzt derzeit die Gemüter von Anwohnern. Der Altbestand soll einem neuen Gebäude mit Garage und Schwimmbecken weichen. Aufgrund der Höhe des Neubaus, der zudem auf einem Hügel liegen würde, und der möglichen Verschattung hatten sowohl die Nachbarn als auch die Kommune Klage eingereicht. Die Gemeinde ringt um einen ortsbildverträglichen Kompromiss zwischen dem Bauherrn, der eine rechtsgültige Baugenehmigung vom Landratsamt vorweisen kann, und den Anwohnern. Und gerade diese Situation in Icking zeigt: Der Ausgleich von unterschiedlichen Interessen bei den Themen Zuzug, Neubau und Nachverdichtung ist nicht immer einfach.