Wohnungsbau: Geschäftslage so schlecht wie nie zuvor
Das vom ifo Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung gemessene Geschäftsklima in der Wohnungsbaubranche fiel im September 2023 auf den historisch niedrigen Wert von minus 54,8 Punkten. Dies ist der schlechteste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991, wie das Institut mitteilt. Gegenüber dem Monat August bedeutet der aktuelle Stand einen weiteren Rückgang um 4,6 Punkte.
Im Wohnungsbau werden dabei verstärkt Auftragsstornierungen beobachtet. Diese waren im Rahmen der monatlichen ifo Konjunkturumfragen bereits seit anderthalb Jahren auffällig. Im April 2022 meldeten erstmals über 10 Prozent der Befragten stornierte Projekte. Bis zum aktuellen Zeitpunkt setzte sich diese Entwicklung fort und verstärkte sich. Im September 2023 lag der Indikator für die Bautätigkeitsbehinderung durch Auftragsstornierungen bei 21,4 Prozent und damit weit über dem langfristigen Mittel von 3,5 Prozent.
Auftragsmangel häufiges Problem
Noch häufiger klagen Firmen über Auftragsmangel: Im September meldete dies knapp die Hälfte der Befragten (46,6 Prozent). Das langfristige Mittel liegt hier bei 25,6 Prozent.
Ebenso ist bei den Baugenehmigungen ein dramatischer Einbruch erkennbar: So wurden 2022 6,9 Prozent weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2023 ging die Anzahl genehmigter Einheiten verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 27,2 Prozent zurück.
Bei den Wohnbaupreisen wurde im August 2023 eine Steigerung um 6,4 Prozent gegenüber dem Vormonat verzeichnet. Dabei zeigt sich jedoch auch eine Beruhigung: Im Zeitraum von Mai bis August 2023 stiegen die Baupreise lediglich um 0,2 Prozent. Grund hierfür ist laut ifo die Konkurrenz um neue Aufträge, die Unternehmen vermehrt zu Preiszugeständnissen an die Kunden treibt. Auch in den kommenden Monaten gehen die Unternehmen von sinkenden Baupreisen aus, auch wenn die Preise für Baumaterialien weiterhin hoch bleiben.