130 Jahre Eingemeindung Schwabing
Im Gegensatz zur benachbarten Maxvorstadt, die zwischen 1805 und 1810 von König Maximilian I. Joseph als erste planmäßige Stadterweiterung Münchens konzipiert wurde, war Schwabing einige Jahrhunderte zunächst als Dorf und später mit Stadtrechten eigenständig. 2020 hat sich die Eingemeindung nun zum 130. Mal gejährt.
Zeit für einen Rückblick: Es war wohl ein zugereister Schwabe, der sich in der Nähe der Isar niedergelassen hat und dem Ort seinen Namen gab. Im Jahre 782 tauchte diese Siedlung unter dem Namen „Svuapinga“ („Siedlung eines Schwaben“) erstmals in einer Urkunde auf und ist damit erheblich früher urkundlich nachgewiesen als München selbst. In seinen ersten Jahrhunderten bestand der Ort lange nur aus ein paar verstreuten Höfen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs München auf Kosten der Peripherie und aus dem kleinen Dorf Schwabing wurde ein urbaner Vorort. Eine erste Anfrage aus München, ob sich das damalige Dorf eingemeinden will, gab es bereits 1864; das hatten die Schwabinger zunächst noch mehrheitlich abgelehnt. Stattdessen wurde das Dorf am 1. Januar 1887 zur Stadt erhoben. Die Industrialisierung, der Zuzug nach München und die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts benachbarten Hochschulen der Maxvorstadt hatten auch Schwabing einen deutlichen Einwohnerzuwachs beschert. Nachdem sich die Schulden allerdings immer weiter anhäuften und der Ausbau der Infrastruktur zur Versorgung der wachsenden Bevölkerung für Schwierigkeiten sorgte, entschied sich Schwabing unter seinem letzten Bürgermeister Alois Ansprenger für den Anschluss und so wurde die Stadt am 20. November 1890 eingemeindet und zu Münchens nördlichstem Stadtteil.
Und damit begann Schwabings goldene Ära: Zahlreiche neue Wohngebäude entstanden und mit der Entwicklung München zum geistigen Zentrum und schließlich zur „Kunststadt“ sammelten sich vor allem hier und in der benachbarten Maxvorstadt Künstler, Philosophen und Literaten, deren Wirken in den folgenden Jahrzehnten das Viertel über die Ländergrenzen hinaus bekannt machte und bis heute prägt.
Die Schwabinger Bohème-Szene fand jedoch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein abruptes Ende und viele internationale Künstler mussten das Land verlassen. Doch erst der Zweite Weltkrieg sorgte dann für eine weitreichende Zerstörung; auch weil zur Zeit des Nationalsozialismus München zur „Hauptstadt der Bewegung“ wurde und Schwabing neben der Maxvorstadt mit seinen Prunkstraßen zu den Vorzeigevierteln. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs breitete sich in Schwabing schnell wieder ein Lebensgefühl der Freiheit aus. Vor allem aber auch eine Nostalgiewelle, die den Charme der alten Zeiten wieder hervorzuholen versuchte, so wurde Schwabing ein weiteres Mal ein Trendviertel und der Anstieg der Wohnraumpreise begann.
Heute ist Schwabing schon lange nicht mehr der nördlichste Stadtteil Münchens, sondern liegt vielmehr im Herzen der Stadt. Eindrucksvolle Altbauten, die die Fassadenpreise der Landeshauptstadt gewinnen, die eine oder andere Bausünde der Nachkriegszeit und moderne Neubauten wechseln sich ab. Es ist ein Trendviertel, in dem Wohnraum gefragt ist wie nie – begehrt bei Studenten, aber auch jungen Familien, die das urbane Lebensgefühl mit all seinen Vorzügen genießen wollen, und zu guter Letzt auch die „Alteingesessenen“, die Schwabing zu einem ganz besonderen und unverwechselbaren Ort machen.