Wohnungsneubau kann trotz Steigerung die Nachfrage nicht decken
Nach Angaben des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wurden im Jahr 2019 in Deutschland 293.000 neue Wohnungen gebaut. Der Neubau hat damit in den vergangenen zehn Jahren um 160.000 fertiggestellte Wohnungen (83 Prozent) zugelegt. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Neubauzahlen um zwei Prozent gestiegen. Ausgehend von einem hohen Niveau zog insbesondere der für den Mietwohnungsmarkt entscheidende Bau von Mehrfamilienhäusern mit einem Plus von sechs Prozent weiter an. Insgesamt verzeichneten rund 200 Stadt- und Landkreise einen Zuwachs an fertiggestellten Wohnungen. In fast zwei Drittel der kreisfreien Großstädte wurden 2019 jedoch weniger Wohnungen fertiggestellt als 2018. Der Bau von Mehrfamilienhäusern stieg insbesondere in städtischen Kreisen (plus fünf Prozent) und ländlichen Kreisen (plus 14 Prozent). In den kreisfreien Großstädten entstanden im vergangenen Jahr 67.000 Geschosswohnungen – etwa 2.000 weniger als noch 2018. In den Großstädten entfielen damit 86 Prozent aller neu erstellten Wohnungen auf Mehrfamilienhäuser.
Der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern nahm im vergangenen Jahr vor allem in Umlandkreisen mit Bevölkerungswachstum zu. In den ländlichen Kreisen ist der Wohnungsbau weiterhin besonders durch den Eigenheimbau geprägt, dessen Niveau aber eher stabil bleibt. Angesichts der hohen Preise in den Kernstädten suchen sich mehr Bauherren bezahlbarere Alternativen vor allem im Umland, so dass sich die Bautätigkeit von den Städten in das Umland verlagert. Dies bestätigt auch eine vom BBSR beauftragte Befragung zur „Wohneigentumsbildung in Deutschland“. Bundesweit entsprach die Neubauleistung von Eigenheimen dem Niveau des Vorjahres. Von den sieben größten deutschen Städten legten verglichen mit 2018 Berlin (plus 14 Prozent) und Frankfurt am Main (plus 23 Prozent) beim Wohnungsneubau zu. München, Hamburg, Köln, Stuttgart und Düsseldorf verzeichneten dagegen Rückgänge. Insgesamt wurden in diesen Metropolen im Jahr 2019 47.000 Wohnungen fertiggestellt. Gemessen an der Einwohnerzahl steht Frankfurt am Main mit 62 Wohnungen je 10.000 Einwohner an der Spitze der größten Städte, gefolgt von Hamburg (53), Berlin (52) und München (51). Im Vergleich aller Städte und Landkreise wurden in Berlin mit 19.000 Wohnungen die mit Abstand meisten Wohneinheiten realisiert, darauf folgen Hamburg mit 9.800 Wohnungen und München mit 7.500 Wohnungen. Die Zahl der Baugenehmigungen wuchs im Jahr 2019 um 3,9 Prozent auf mehr als 360.000 Wohnungen.
Die hohen Genehmigungszahlen lassen eine weitere Ausweitung des Wohnungsbaus erwarten. Mittlerweile gibt es somit 740.400 genehmigte, aber noch nicht fertiggestellte Wohnungen. Dieser große Bauüberhang ist unter anderem auf die ausgelastete Bauwirtschaft zurückzuführen. Der Auslastungsgrad war nach Berechnungen des BBSR Ende 2019 mit 77 Prozent immer noch hoch. Außerdem hält der Fach- und Hilfskräftemangel in der Bauwirtschaft weiterhin an. Die steigenden Baupreise hemmen zusätzlich die Ausweitung des Neubaus. Wenn es gelingt, die Kluft zwischen genehmigten und gebauten Wohnungen zu verringern, entlastet das laut BBSR die angespannten Wohnungsmärkte weiter.